Nach einer vergleichsweise kurzen Vorbereitungszeit von einem Jahr und nach intensiven Anstrengungen öffnete im September 1992 die Montessori-Schule Halle ihre Türen für zwei Klassen mit 40 Schülern als erste integrative Grundschule in freier Trägerschaft und als erste Montessori-Schule Sachsen-Anhalts. Für Lehrerinnen, Eltern und Kinder der optimistische, mitunter waghalsig anmutende Aufbruch zu etwas völlig Neuem, in eine weitestgehend unbekannte Zukunft.
Die Schulgründung war möglich dank einer großzügigen Anschubfinanzierung der Evangelischen Kirche sowie der finanziellen Förderung des Landes Sachsen-Anhalt, der Stadt Halle und der Unterstützung der Franckeschen Stiftungen.
Da es in Halle noch keine ausgebildeten Montessori-Lehrer gab, konnte für das erste Schuljahr die Abordnung von zwei Gründungslehrerinnen durch das Land Baden-Württemberg erwirkt werden. Im Frühjahr 1993 begann die Montessori-Ausbildung unserer eigenen Lehrerinnen. 1995 erhielten die ersten 25 halleschen Lehrerinnen das Montessori-Diplom.
„Am 21. Juli 1992, also exakt elf Tag vor Beginn des Schuljahres, hielten wir endlich die Genehmigung aus dem Kultusministerium in den Händen (…). Uns fielen kiloweise Steine vom Herzen.“
Elke Ebert
„Nach dem uns die Franckeschen Stiftungen Räume zur Verfügung gestellt hatten, benötigten wir hier alle Kräfte. Sie mussten renoviert, hergerichtet und eingeräumt werden. Buchstäblich bis zur letzten Minute wurde beräumt, geputzt und ausgepackt, gespendete Schulmöbel aufgebaut, Regale zusammengesetzt und unzählige Haken in die Wand geschraubt.“ (Elke Ebert) „Oft gingen diese Arbeiten bis in die Nacht.“
Claudia-Celine Kownatzki
„Einen Tag vor der Einschulung hatten wir selbst die Möbel zusammen geholt. Da hat sich ein Vater ganz toll mit dem LKW engagiert. Zum Beispiel aus der Friesenschule vom Boden, da durften wir Tische und Stühle holen, die sie ausrangiert hatten. Und ich sehe mich heute noch die alten Möbel in der Friesenschule die Treppe runter tragen. Und unten wurden die neuen Schickimicki-Möbel aus deren Möbelauto in die Räume rein getragen. Ich habe auf die neuen Möbel nicht geschielt. Ich hatte meine Möbel für unsere Schule, und darum waren es die schönsten.“
Pfarrer Günther Buchenau
„Viele Dinge mussten bewältigt werden. Bis dahin, dass am Anfang die Lehrer saubergemacht haben. Das war so. Auch die Klos geschrubbt.“
Pfarrer Günther Buchenau
„Wir hatten echt nichts. Kein Haus, keine Ahnung von Verfahrensfragen, kein Geld, aber wir hatten eine Idee und eine Hoffnung.“
Pfarrer Günther Buchenau
„Ich sehe uns noch am ersten Schultag, als das Schulessen gebracht wurde und weder Teller noch Bestecke da waren. Zum Glück gab es Suppe und Frau Strech lief in das Internat der Latina und borgte Teller, Kelle und Löffel aus.“
Claudia-Celine Kownatzki
„In dieser Küche hat übrigens eine Großmutter das Essen ausgegeben und auch den Aufwasch und die Reinigung bewältigt. Ohne jegliche Bezahlung. Wir haben ihr nachher natürlich zum Geburtstag einen Blumenstrauß geschenkt und vielleicht mal eine Flasche Wein dazu. Das war’s aber.“
Pfarrer Günther Buchenau
„Es gab wenig Anspruchsdenken. Wenn wir mit Anspruchsdenken rangegangen wären, hätten wir aufgeben können.“
Pfarrer Günther Buchenau