Wir feiern im Schuljahr 2022/23 unseren 30. Geburtstag. Deswegen veröffentlichen wir hier Geschichten aus 30 Jahren Montessori-Schule. Geschrieben von den Mitarbeiter:innen aus Schule und Hort.
Die erste Geschichte ist von Beate Volkhardt:
Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir
Immer wieder in all den Schuljahren sorgte und sorgt die Namensähnlichkeit von Frau Volk und Frau Volkhardt für Verwirrung bei den Kindern, umso mehr, da wir beide als Horterzieherin bzw. Förderschullehrerin lange Zeit in derselben Klasse tätig waren.
Die im Folgenden erzählte Begebenheit ereignete sich vor fast 20 Jahren, als unsere Schule wegen der Sanierung des jetzigen Gebäudes im Ausweichquartier in der Glauchaschule war.
An einem trüben Morgen im Herbst befand ich – Frau Volkhardt- mich auf dem Weg in die Schule. Ich war spät dran, denn morgens hatte ich schon meine beiden Kinder in die Spur geschickt und das Haus bereits mit Verzögerung verlassen. Nun zeigte auch noch die Ampel am Glauchaer Platz Rot. Glücklicherweise gab es eine Lücke im endlosen Strom der Fahrzeuge. Diese nutzte ich, um verbotenerweise schnell die Straße zu überqueren.
Dumm war nur, dass ich in meiner Eile nicht bemerkt hatte, dass einige unserer Schüler kurz hinter mir ebenfalls in der Nähe der Ampel waren, unter ihnen F., der besonders blond gelockt und besonders fröhlich war. Er verkündete dann auch gleich mit Betreten des Schulhauses für alle Anwesenden hörbar. „Ej, wisst ihr, was ich gerade gesehen habe? Frau Volk ist bei Rot über die Ampel gegangen!!!“
Ich gestehe zu meiner Schande, dass ich den Irrtum nicht richtigstellte, sondern schnell im Klassenraum verschwand. Aber seither gehe ich nie mehr bei Rot über eine Ampel. (Höchstens mal ganz spät nachts, wenn alle Kinder schlafen…)
Und die Moral von dieser Geschichte?
- Man braucht nicht immer Montessorimaterial für wichtige Erkenntnisse.
- In der Montessorischule lernen nicht nur die Kinder von den Lehrerinnen, sondern auch die Lehrerinnen von den Kindern – und das bereits auf dem Schulweg.